Emotional Care?

Hüft- und Oberschenkelbereich einer Schaufensterpuppe mit Absperrband umwickelt. Im Hintergrund weitere solcher Puppen. Oben links das Naturally Naughty Logo. Unterer Bildbereich folgender Text: ''Flinta verdienen 19% weniger als Männer''.

Autorin: Kat Kristall

Das Gehaltsgefälle ist immer wieder einmal Thema in unserer Gesellschaft. Und es gibt auch noch einen weniger greifbaren Unterschied: Emotional Care. Den Begriff Selfcare kennen die meisten Menschen heutzutage, dabei geht es um selbst kümmern oder Selbstliebe. Manche Menschen machen sich einen ruhigen Abend auf der Couch mit einem Glas Wein, andere reisen alleine irgendwohin. Der Trend, sich selbst mehr zu Lieben ist spätestens seit der Pandemie stark ansteigend. Auch Selbstbefriedigung gehört zur Selfcare. 

Für die meisten FLINTA*s hört Care aber nicht bei sich selbst auf, aber fangen wir das erklären mal von vorne an:

FLINTA* steht für Female Lesbian Intersex Nonbiary Transexuell A-Gender und das Sternchen für weitere Variationen der Geschlechtervielfalt, das. Die gesammelten Daten wurden allerdings über Frauen* und Männer erhoben.

Was genau ist Emotional Care?
Emotionale Care-Arbeit bezieht sich auf die unsichtbare, oft unbezahlte Arbeit, die darauf abzielt, emotionale Unterstützung, Fürsorge und Wohlbefinden für andere zu bieten. Im Gegensatz zu physischer Arbeit, die oft sichtbar ist, wie beispielsweise das Reinigen oder Kochen, ist emotionale Care-Arbeit weniger offensichtlich und kann verschiedene Formen annehmen. In genügend sozialen Beziehungen erhält emotionale Care Arbeit kaum Anerkennung.

Gender Care Gap
Laut dem BMFSFJ (dem Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) liegt die Gender Care Gap grade bei 43,8%. Das bedeutet, Frauen verwenden durchschnittlich täglich 43,8 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Und genau darin liegt die Gender Care Gap, die Lücke zwischen diesen beiden Realitäten. Umgerechnet sind das 77 Minuten Unterschied pro Tag. So verbringen Männer pro Woche knapp 21 Stunden und Frauen knapp 30 Stunden mit unbezahlter Sorgearbeit. Im Vergleich zur letzten ZVE 2012/2013 hat sich der Gender Care Gap verringert - damals lag er bei 52,4 Prozent.


Wie kann emotionale Care Arbeit aussehen?
Das kann ganz unterschiedlich aussehen, es fängt beim Zuhören und Anerkennung von Schwierigkeiten an. In den meisten Partnerschaften und auch zwischen Eltern und Kindern sind die Frauen* meistens für das Zuhören und zum "Auskotzen" da. Aber auch das Zuhören, Trösten, Gesprächs unterstützen, Input geben und Reflektion gehören zur emotionalen Care Arbeit. Auch Verarbeitung von emotionalen Zuständen wie Angst, Stress, Panik oder Trauer wird eher von Frauen* übernommen. Anbei einige Varianten:

  • Beziehungspflege: Die Arbeit, Beziehungen zu pflegen und aufrechtzuerhalten, erfordert emotionale Investitionen. Das fängt beim regelmäßigen Melden an, die Planung von gemeinsamen Aktivitäten, das Zeigen von Zuneigung und Wertschätzung sowie die Lösung von Konflikten innerhalb von Beziehungen umfassen. Auch die Erinnerung sich bei Freund*innen oder der Familie zu melden, an Geburtstage oder aktive Vorschläge gehören dazu. 
  • Kinderbetreuung und Erziehung: Die emotionale Care-Arbeit umfasst auch die Betreuung und Erziehung von Kindern, einschließlich Trost spenden, Beruhigen, Trösten und Unterstützen bei der emotionalen Entwicklung. Sich das Lieblingsspielzeug merken, die bevorzugte Essensmarke, das liebste Lied und die Zeiten wann die Serie läuft.
  • Altenpflege: Ähnlich wie bei der Kinderbetreuung erfordert die Pflege älterer Familienmitglieder oder Angehöriger emotionale Unterstützung, Geduld und Aufmerksamkeit, insbesondere in Bezug auf altersbedingte Bedürfnisse und Herausforderungen.
  • Mentale Gesundheitsunterstützung: Dies umfasst die Unterstützung von Personen mit psychischen Erkrankungen oder emotionalen Problemen durch Zuhören, Ermutigen und die Bereitstellung von moralischer Unterstützung während ihrer Genesung.
  • Selbstfürsorge: Die emotionale Care-Arbeit umfasst auch die Fürsorge für das eigene emotionale Wohlbefinden, einschließlich Selbstreflexion, Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge Praktiken wie Meditation, Achtsamkeit und Stressbewältigung.
  • Permanentes Mitdenken: Vom Einkaufsliste schreiben, zum Geburtstagskalender bis zur Planung, wann welche Wäsche gewaschen wird. In den meisten Beziehungen übernehmen die Frauen* das permanente Mitdenken. Das ist mental wahnsinnig fordernd. Emotionale Care-Arbeit ist oft unsichtbar, aber unverzichtbar für das Wohlbefinden von Einzelpersonen und Gemeinschaften. Es ist wichtig, die Bedeutung dieser Arbeit anzuerkennen, sie wertzuschätzen und die Last gerecht zu verteilen, um sicherzustellen, dass sie nicht auf Kosten bestimmter Personen oder Gruppen ausgeführt wird.

Wie können Männer emotionale Care Arbeit abnehmen?

  • Bewusstsein schaffen: Die emotionale Care-Arbeit anerkennen und erkennen. Ein Bewusstsein in der Beziehung dafür schaffen, wie dies Arbeit aktuell aufgeteilt wird und wie man die FLINTA* entlasten kann.
  • Zuhören und Verständnis zeigen:
    Männer können ihren Lieben gegenüber aufmerksam zuhören, ihre Gefühle ernst nehmen und sich bemühen, sie zu verstehen, ohne sofort Lösungen anzubieten. Gemeinsam eine Lösung zu finden, teilt auch diese Arbeit auf.
  • Emotionale Unterstützung bieten oder Entlastungen schaffen:
    Sich für emotionale Gespräche zu öffnen und ansprechbar zu sein, kann oft schon eine Erleichterung schaffen. Dabei kann es es auch helfen, gezielt zu fragen wie emotionale Unterstützung aussehen kann. Dann liegt zwar trotzdem Care-Arbeit bei der FLINTA* aber das Gefühl von Rückhalt kann bereits unterstützend sein. Bei vielen Themen hilft es auch einfach Präsenz und Bereitschaft zu zeigen.
  • Aktive Beteiligung an der Kinderbetreuung: Männer können sich aktiv an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen, indem sie sich Zeit nehmen, um mit ihnen zu spielen, sie zu trösten und in ihre emotionalen Bedürfnisse zu investieren.
  • Sich von traditionellen Geschlechterrollen lösen: Männer können dazu beitragen, traditionelle Geschlechterrollen zu überwinden, indem sie ihre eigenen Emotionen anerkennen und ausdrücken, anstatt sie zu unterdrücken, und indem sie anderen Männern ein Beispiel geben, wie man einfühlsam und unterstützend sein kann.
  • Partnerschaftliche Beziehungen pflegen: Selbst aktiv in die emotionale Beziehung zu investieren kann einen riesigen Unterschied machen. Sich selbst an Dinge erinnern und sich Notizen machen, gemeinsame Aktivitäten vorschlagen und planen. Und bewusst Dinge für die FLINTA* machen ohne Selbstnutzen. 

Indem Männer sich aktiv an der emotionalen Care-Arbeit beteiligen und eine unterstützende und einfühlsame Rolle einnehmen, können sie dazu beitragen, ein Umfeld zu schaffen, das auf gegenseitigem Respekt, Verständnis und Unterstützung basiert. Dies trägt nicht nur zum individuellen Wohlbefinden bei, sondern stärkt auch Beziehungen und Gemeinschaften insgesamt.

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